OECD stellt wachsende Polarisierung fest
Eine aktuelle Studie der OECD zeigt, dass sich in Deutschland die Unterschiede im Bildungsniveau junger Erwachsener weiter verstärken. Unter den 25- bis 34-Jährigen verfügen inzwischen 15 Prozent weder über einen Schulabschluss der Sekundarstufe II noch über eine abgeschlossene Berufsausbildung. Dies bedeutet einen Anstieg um zwei Prozentpunkte seit 2019. Gleichzeitig stieg der Anteil der Personen mit Hochschul- oder Fachhochschulabschluss auf 40 Prozent. Damit entsteht eine zunehmend tiefe Kluft zwischen den unteren und oberen Bildungsgruppen.
Große Kompetenzunterschiede zwischen Akademikern und Geringqualifizierten
Die OECD betont, dass die Unterschiede in grundlegenden Fähigkeiten wie Lesen oder Mathematik zwischen Personen mit akademischem Abschluss und jenen ohne Ausbildung in Deutschland so stark ausfallen wie in kaum einem anderen Mitgliedsstaat. Während Hochschulabsolventen im Alltag überdurchschnittlich gut abschneiden, kämpfen Geringqualifizierte weiterhin mit erheblichen Defiziten. Trotz dieser Lücken bleibt die Jugendarbeitslosigkeit mit 2,7 Prozent deutlich unter dem OECD-Schnitt, doch gerade bei Erwachsenen ohne Abschluss ist das Risiko der Erwerbslosigkeit besonders hoch.
Herkunft bleibt entscheidender Faktor
Die Analyse verdeutlicht auch die Rolle der sozialen Herkunft. Kinder aus Familien ohne weiterführende Schulbildung erreichen mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit einen akademischen Abschluss. Katharina Günther-Wünsch (CDU), Bildungssenatorin in Berlin, unterstrich: „Noch immer verlassen zu viele Jugendliche die Schule ohne Abschluss, und die Herkunft prägt den Bildungserfolg nach wie vor zu stark.“ Dass Bildung über Einkommen entscheidet, bestätigt die OECD ebenfalls: Wer in Deutschland einen Hochschulabschluss besitzt, verdient im Schnitt 50 Prozent mehr als Personen ohne höhere Qualifikation – nahezu identisch zum OECD-Schnitt von 54 Prozent.
Deutschland punktet bei internationalen Studierenden
Trotz bestehender Schwächen gewinnt das deutsche Hochschulsystem international an Anziehungskraft. Der Anteil ausländischer Studierender stieg zwischen 2013 und 2023 von 7,1 auf 12,7 Prozent. Aktuell sind laut Statistischem Bundesamt 492.600 Studierende aus dem Ausland an deutschen Hochschulen eingeschrieben – ein Anteil von 17 Prozent aller Immatrikulierten. Besonders Studierende aus asiatischen Ländern stellen mit 44 Prozent die größte Gruppe, gefolgt von 31 Prozent aus anderen europäischen Staaten. Damit belegt Deutschland weltweit Rang vier hinter den USA, Großbritannien und Australien.
MINT-Fächer als Erfolgsmodell
Hervorgehoben wird zudem die hohe Zahl an Abschlüssen in den sogenannten MINT-Disziplinen. Mit einem Anteil von 35 Prozent an allen Bachelorabschlüssen führt Deutschland den OECD-Vergleich an, während der Durchschnitt lediglich bei 23 Prozent liegt. Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU) bezeichnete Deutschland deshalb als „MINT-Weltmeister“. Gleichwohl mahnt die OECD zu einer stärkeren finanziellen Ausstattung: Mit 4,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts fließt weniger Geld in Bildung als in Staaten wie Norwegen oder Großbritannien, die mehr als sechs Prozent ihres BIP für Bildung aufwenden.