Politik reagiert auf veränderte Rahmenbedingungen
Dänemark, das seit 1985 ein Verbot für Atomkraftwerke in seiner Gesetzgebung verankert hatte, zeigt sich angesichts neuer technischer Möglichkeiten bereit, diese Haltung zu überdenken. Laut Energieminister Lars Aagaard sollen die Auswirkungen und Chancen sogenannter Small Modular Reactors (SMR) wissenschaftlich untersucht werden.
Neue Reaktoren für neue Anforderungen
Diese kleinformatigen Reaktoren, die sich in Fabriken vorfertigen und vor Ort zusammensetzen lassen, gelten als besonders kosteneffizient und schnell realisierbar. Technologiekonzerne wie Google zeigen verstärkt Interesse daran, ihre energiehungrigen Rechenzentren mit 24-Stunden-Strom aus SMRs zu versorgen.
Vertrauen in reine Erneuerbare sinkt
Trotz der beeindruckenden Erfolge im Bereich erneuerbarer Energien – mehr als 80 Prozent des Stroms stammen in Dänemark aus grünen Quellen – mehren sich Zweifel, ob dies langfristig Versorgungssicherheit garantieren kann. Die Lage von Ørsted, das zuletzt Projekte wegen wirtschaftlicher Unsicherheit stoppte, unterstreicht diese Problematik.
Atomenergie als Rückgrat der Transformation
Anders Fogh Rasmussen, ehemaliger Regierungschef, sagte dazu: „Wind und Sonne funktionieren nur, wenn das Wetter mitspielt. Für eine echte Energiewende brauchen wir eine stabile, CO2-freie Grundlast.“ Das aktuelle Prüfverfahren sei seiner Einschätzung nach der erste Schritt zur Aufhebung des alten Verbots.
Europas Energiepolitik im Wandel
Der europäische Energiemarkt steht insgesamt vor einer strategischen Neuausrichtung. Während Spanien das Aus für seine sieben Reaktoren nach einem Stromausfall überdenkt, treibt Frankreich den Ausbau aktiv voran. Der Reaktor Flamanville 3 wurde jüngst ans Netz genommen – der erste neue Reaktor des Landes seit 25 Jahren. Großbritannien will mit Hinkley Point C und geplanten SMRs seine Energieunabhängigkeit stärken.