Mehrheit im Parlament für Kurswechsel
Die belgische Regierung setzt auf Kernenergie: Mit über 100 Ja-Stimmen stimmte das Parlament der Rücknahme des Atomausstiegs zu. Nur acht Abgeordnete votierten dagegen. Die Initiative stammt von der konservativen Regierung Bart De Wevers, die sowohl alte Anlagen länger betreiben als auch neue Reaktoren errichten will.
Gesetz von 2003 offiziell aufgehoben
Der einst gesetzlich fixierte Ausstieg von 2003 wird damit faktisch revidiert. Ursprünglich sollten alle verbleibenden Reaktoren bis 2025 abgeschaltet werden. Die Energiekrise in Folge des Ukrainekriegs veranlasste Brüssel jedoch bereits 2022, eine Verlängerung bis 2035 für je einen Reaktor in Doel und Tihange zu beschließen.
Bedenken wegen technischer Mängel
Die Reaktoren in Belgien sind nicht unumstritten. Tihange, nur 60 Kilometer von Aachen entfernt, geriet in der Vergangenheit durch Risse im Beton und Materialermüdung in die Schlagzeilen. Die deutsche Regierung und mehrere Kommunen hatten sich mehrfach für eine Abschaltung der Altanlagen ausgesprochen.
Ausbaupläne mit neuen Reaktoren
Die aktuelle Strategie geht jedoch über bloße Laufzeitverlängerungen hinaus. Die Regierung möchte neue Atomkraftwerke bauen, um langfristig eine autarke Stromversorgung zu ermöglichen. Der Anteil von Atomstrom an der nationalen Energieversorgung soll somit deutlich steigen.
Renaissance der Kernenergie in Europa
Belgien ist mit dieser Haltung nicht allein. Auch in Frankreich und Schweden setzen Regierungen auf den Bau zusätzlicher Reaktoren. Italien, das seit Jahrzehnten keine eigenen Atomkraftwerke mehr betreibt, prüft derzeit einen Wiedereinstieg. Europas Kurs in der Energiepolitik steht damit im Kontrast zu Deutschlands vollständigem Atomausstieg von 2023.