Der US-Autobauer Ford nimmt eine tiefgreifende Neuausrichtung seiner Produktstrategie vor und verabschiedet sich von Teilen seiner bisherigen Elektropläne. Das Unternehmen verbucht eine außergewöhnlich hohe Abschreibung von 19,5 Milliarden US-Dollar und stoppt mehrere laufende E-Entwicklungsprogramme. Die Entscheidung markiert eine der deutlichsten Abkehrbewegungen von einem großen Hersteller innerhalb der aktuellen E-Auto-Debatte.

Management erklärt Gründe für den Kurswechsel
Mit ungewöhnlicher Offenheit begründete Ford-Spitzenmanager Andrew Frick den Strategiewechsel. Er sagte: „Anstatt weitere Milliarden für große E-Autos auszugeben, für die es keinen Weg zur Profitabilität mehr gibt, investieren wir dieses Geld in Bereiche mit höheren Renditen.“
Damit räumt das Unternehmen ein, dass sich zentrale Elektroprojekte wirtschaftlich nicht so entwickelt haben, wie erhofft. Hohe Produktionskosten, gedämpfte Nachfrage und eine zunehmend selektive Kundschaft hätten die Erwartungen an große E-Modelle stark belastet.
Reiner Elektro-F-150 wird eingestellt
Besonders einschneidend ist das Aus für den bislang prestigeträchtigen F-150 Lightning in seiner vollelektrischen Ausführung. Das Modell wurde als Symbol für Fords E-Ambitionen präsentiert, erreicht die internen Profitabilitätsziele aber nicht. Künftig konzentriert sich Ford auf eine Hybridversion mit Range-Extender, bei der ein Benzinmotor als Generator die Batterie unterstützt.
Der Konzern reagiert damit auf Marktanalysen, wonach viele Käufer im Segment der Pick-ups einen Antrieb mit größerer Reichweitenreserve bevorzugen.
Weitere geplante E-Modelle verschwinden aus der Pipeline
Zusätzlich streicht Ford mehrere Entwicklungsprojekte, die ursprünglich für die nächste E-Fahrzeuggeneration vorgesehen waren. Der interne Zukunftstruck mit dem Codenamen T3 wird nicht weiterverfolgt, ebenso wie diverse elektrische Nutzfahrzeuge. Damit reduziert sich Fords Elektroportfolio deutlich stärker als bei den meisten Wettbewerbern.
Analysten werten die Entscheidung als Hinweis darauf, dass Ford seine Investitionen künftig sehr viel gezielter dort platziert, wo Kostendeckung und Nachfrage kurzfristig realistischer erscheinen.
Hybrid- und Verbrennersegmente rücken wieder in den Mittelpunkt
Während andere Hersteller auf eine rasche Elektrifizierung setzen, richtet Ford den Fokus erneut auf Modelle mit klassischem Verbrennungsmotor und modernen Hybridantrieben. Fahrzeuge wie der Ford Ranger Plug-in-Hybrid, das leistungsstärkste Modell seiner Baureihe, sollen künftig eine Schlüsselrolle im Produktmix spielen.
Der Konzern setzt darauf, dass Hybride in Nordamerika weiterhin starke Absatzzahlen liefern und für Ford ein verlässlicher Ertragsbringer bleiben. Branchenexperten sehen die Strategie als Versuch, die unter Druck geratene Marge zu stabilisieren und die Investitionsrisiken in einem volatilen Marktumfeld zu senken.

