Zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau haben sich Delegationen aus 55 Ländern zu einer Gedenkveranstaltung versammelt. Im Zentrum des Erinnerns stehen die Überlebenden, die an die Verbrechen der NS-Zeit mahnen.
Kranzniederlegung durch Polens Präsident Duda
Zum Auftakt der Zeremonie legte der polnische Präsident Andrzej Duda in Begleitung ehemaliger Häftlinge einen Kranz an der Todesmauer nieder, wo während der NS-Herrschaft zahlreiche Gefangene von der SS erschossen wurden. „Wir Polen, auf deren damals von Nazi-Deutschland besetztem Land diese Vernichtungsindustrie errichtet wurde, sind heute die Hüter der Erinnerung“, betonte Duda.
Auschwitz-Birkenau steht als Symbol für die Gräueltaten des Holocaust. Zwischen 1940 und 1945 wurden dort rund 1,1 Millionen Menschen ermordet, die meisten von ihnen jüdischer Herkunft. Viele starben in Gaskammern, durch Erschießungen oder an Hunger und Krankheiten.
Überlebende warnen vor dem Vergessen
Im Mittelpunkt der Gedenkfeier stehen die Zeitzeugen, von denen mehr als 50 ehemalige Häftlinge anwesend sind. Vier von ihnen halten Ansprachen.
Die 99-jährige Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erinnerte an das unfassbare Leid, das Millionen Menschen ertragen mussten. „Was damals geschah, darf nie wieder geschehen“, sagte sie. Ihre Eltern und ihr Bruder wurden in Auschwitz ermordet, sie selbst wurde nach Theresienstadt deportiert.
Friedländer appellierte an die junge Generation, sich aktiv gegen Hass und Antisemitismus einzusetzen: „Wir dürfen niemals vergessen, doch Erinnern allein reicht nicht. Junge Menschen haben verstanden, nun müssen sie auch die Eltern erziehen – und besonders die Regierungen.“
Politische Botschaften aus Deutschland und Frankreich
Bundeskanzler Olaf Scholz mahnte, die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten. „Mehr als eine Million Menschen mit Träumen und Hoffnungen wurden ermordet – von Deutschen. Wir dulden kein Vergessen, nicht heute und nicht morgen“, schrieb er auf X.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte, sich entschieden gegen Antisemitismus zu stellen: „Vergessen wir niemals die Millionen von Opfern der Shoah. Kämpfen wir unermüdlich gegen Antisemitismus und Hass.“
Selenskyj warnt vor schwindender Erinnerung
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nahm an der Gedenkveranstaltung teil. Er äußerte Sorge darüber, dass die Erinnerung an den Holocaust schwächer werde. „Wir müssen den Hass überwinden, der zu Missbrauch und Mord führt. Wir müssen das Vergessen verhindern.“
Nach der Zeremonie ist ein Treffen zwischen Macron, Selenskyj und EU-Ratspräsident António Costa geplant.
Gedenken als Verantwortung für die Zukunft
Die Gedenkfeier in Auschwitz erinnert an die unfassbaren Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Überlebenden mahnen zur Wachsamkeit, während Staats- und Regierungschefs zu einem entschlossenen Kampf gegen Hass und Antisemitismus aufrufen. Der Holocaust bleibt eine Mahnung an die Welt, dass Vergessen den Boden für Wiederholung bereiten kann.