Im vergangenen Jahr haben so viele Fluggäste wie noch nie gegen Airlines geklagt. 131.000 Verfahren wurden an deutschen Gerichten eingereicht – ein Anstieg um 6.000 Fälle im Vergleich zum Vorjahr. Hauptgründe sind Flugausfälle, Verspätungen und Probleme mit Reiseverträgen.
Köln führt bei Klagen gegen Airlines
Die meisten Verfahren wurden am Amtsgericht Köln registriert, das mit 41.300 Fällen die höchste Zahl verzeichnete – ein Anstieg um 11 Prozent. Es folgen das Amtsgericht Frankfurt am Main mit 16.000 Klagen und das für den Hauptstadtflughafen BER zuständige Amtsgericht Königs Wusterhausen mit 15.500 Fällen.
Fluggäste können Airlines entweder am Sitz der Gesellschaft oder am Abflugort verklagen. Experten vermuten, dass die gestiegene Reiselust nach der Pandemie zu dem Anstieg der Beschwerden beigetragen hat.
Auch Schlichtungsstelle stark ausgelastet
Die Schlichtungsstelle Reise & Verkehr erhielt ebenfalls deutlich mehr Beschwerden. 84 Prozent der 45.600 Anträge betrafen Flugreisen. 2024 mussten 38.000 Streitfälle bearbeitet werden – 14 Prozent mehr als im Vorjahr.
Meist ging es um annullierte Flüge oder Verspätungen. Die hohe Zahl an Beschwerden wird unter anderem auf Streiks, Wetterextreme und IT-Ausfälle zurückgeführt. Dennoch konnte die Schlichtungsstelle in über 80 Prozent der Fälle eine Einigung erzielen.
Fluggastportale treiben Klagewelle an
Einen wesentlichen Einfluss haben Legal-Tech-Portale, die Reisenden ermöglichen, Ansprüche unkompliziert geltend zu machen. Dies führt zu einer Zunahme der Verfahren bei den Gerichten.
Um der Flut an Klagen entgegenzuwirken, testet die Justiz nun KI-gestützte Assistenzprogramme. Diese sollen Urteile vergleichen, Ansprüche analysieren und automatische Entscheidungsvorschläge liefern. Allerdings gibt es bislang keine flächendeckende Softwarelösung.
Sven Rebehn vom Deutschen Richterbund betont: „Die Justiz reagiert darauf mit digitalen Hilfsmitteln, aber der Bedarf an effizienten Lösungen bleibt hoch.“
Flugverkehr weltweit auf Rekordniveau
Während der Passagierverkehr in Deutschland noch unter Vor-Corona-Niveau liegt, wurde weltweit ein neuer Rekord aufgestellt. Der Internationale Luftfahrtverband IATA meldete für 2024 4,89 Milliarden Passagiere – ein Plus von 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
In Deutschland registrierten die 22 Hauptverkehrsflughäfen 199,5 Millionen Fluggäste – 7,7 Prozent mehr als 2023, aber noch 12 Prozent weniger als 2019.
Angesichts des steigenden Flugaufkommens ist zu erwarten, dass auch die Zahl der Klagen weiter zunehmen wird. Die Justiz setzt daher zunehmend auf digitale Unterstützung, um die Bearbeitung der Verfahren effizienter zu gestalten.